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PROJEKT/126: Barima Mora - Mangrovenschutz in Guyana (ARA Magazin)


ARA Magazin 27-2021/22
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.

Barima Mora
Mangrovenschutz in Guyana


In den letzten 50 Jahren hat Guyana mehr als drei Viertel seines Mangovenwaldes verloren. Die größten Flächen finden sich im Osten des Landes, im Bereich der Barima Mora Passage. Um als UNESCO Weltnaturerbe anerkannt zu werden, braucht es Belege für den Artenreichtums dieser einzigartigen Region. ARA hat die Guyana Marine Conservation Society (GMCS) bei einer ersten Bestandsaufnahme unterstützt.

Mangrovenwälder bestehen aus Bäumen und Sträuchern, die sich in besonderer Weise an das Leben im Brackwasser angepasst haben. Wo salziges Meereswasser auf Flusswasser trifft, stabilisiert ihr dichtes Geflecht aus Stelzwurzeln den schlammigen Boden, schützt das dahinter liegende Land bei Überschwemmungen und bietet einen sicheren Rückzugsraum für den Nachwuchs vieler Fischarten.

Im Osten Guyanas, wo die Gezeiten das Wasser des Atlantik über viele Kilometer in die Flüsse Barima und Kaituma drücken, soll ein 670 km2 großes Schutzgebiet entstehen. Ein breiter Streifen Mangroven säumt die Flüsse, dahinter geht Sumpfwald allmählich in trockeneren tropischen Regenwald über. Die Küste ist bereits Teil des Nationalen Schutzgebietes Shell Beach. Daran schließt ein anerkanntes Territorium der indigenen Warao an.

Mangroven unter Druck

Das Netzwerk aus Mangroven und Sumpfwäldern ist die Kinderstube für zahlreiche Fisch-, Krabben und Garnelenarten. Sie bilden die Lebensgrundlage und wichtigste Einkommensquelle der lokalen Bevölkerung. Wildfleisch ergänzt die Ernährung, doch auf den Märkten von Mabaruma und anderen Küstenstädten steigt die Nachfrage. Durch Migranten aus dem nahegelegenen Venezuela ist die Zahl der Bewohner_innen der Region in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Mit einer Anerkennung als Weltnaturerbegebiet hofft die Guyana Marine Conservation Society, Ansiedlungen im Mangrovengürtel und eine Ausweitung der Jagd besser kontrollieren zu können. Gute Argumente dafür sollte eine erste Bestandaufnahme der hier lebenden Säugetiere liefern. Hierfür konnte die Unterstützung des Biologen Matt Hallett von der Universität Florida gewonnen werden.

Kamerafallen bringen Licht ins Dunkel

Im Februar 2021 besuchte er die Region, um zusammen mit Felicia Collins (GMCS) und einem Team ortskundiger Begleiter 30 Wildtierkameras aufzustellen. Um Wildwechsel auf höher gelegenem Land zu erreichen, mussten sie in einem Motorboot in die Nebenflüsse fahren, dort in ein Kanu umsteigen, um zwischen den immer dichter stehen Bäumen weiter voranzukommen und anschließend eine Stunde zu Fuß weiter durch den Sumpfwald gehen. 1,4 km vom Fluss entfernt wurde die erste Kamera angebracht, nach einer weiteren Stunde Fußmarsch die zweite. Danach mussten sie zum Boot zurück bevor der Weg durch das bei Flut steigende Wasser unpassierbar würde.

Gute Ergebnisse

Nach sechs weiteren Tagen waren die Kameras angebracht und bereit, in den kommenden drei Monaten der Trockenzeit alles zu fotografieren, das ihnen bei Tag oder Nacht vor die Linse kommen würde.

Mitte Mai konnten alle Kameras wieder eingesammelt werden. An gut 3.000 Kameratagen und -nächten wurden über 41.000 Fotos gemacht, die an der Universität Florida ausgewertet wurden. 61 Tierarten (27 Säugetiere, 33 Vögel und 1 Reptil) konnten dabei nachgewiesen werden. Darunter waren unter anderem die drei größeren Katzenarten Jaguar, Puma und Ozelot, der Riesenotter und der Große Ameisenbär, der in dieser feuchten Region nicht erwartete wurde.

Eine genauere Auswertung steht noch aus, aber die bisherigen Ergebnisse sind sehr erfreulich. Sie erhöhen die Chancen auf ein neues Mangrovenschutzgebiet erheblich.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

  • Die Barima-Mora-Passage ist eines der größten Mangrovengebiete Guyanas.
  • Standorte der Kamerafallen (gelb) und Fotos von Jaguar, Riesenotter und Puma.


Anmerkungen der Redaktion Schattenblick:
im folgenden einige Links und Zusatzinformationen (englisch)

Guyana Marine Conservation Society (GMCS)
Die Guyana Marine Conservation Society ist eine der ältesten und speziell auf den Meeresschutz konzentrierten Nichtregierungsorganisationen Guyanas.
https://www.guyanamarineconservation.org/

Videos
Stories of Guyana's Biodiversity and Conservation Efforts

Barima-Mora Passage
https://youtu.be/z5ThLJ1GJvA

Barima-Mora Passage Research Findings
https://youtu.be/-NHLUI_oO-Y

Research
Papers on Guyana's Biodiversity and Conservation Efforts

Ichthyofaunal Assessment of the Barima-Mora Passage
https://www.guyanamarineconservation.org/Final-Report-Ichthyofaunal-Assessment-of-Barima.pdf

Mammals and ground birds of the Barima-Mora Passage
https://www.guyanamarineconservation.org/HALLETT-Barima-Mora-report.pdf

Birds of the Barima-Mora Passage
https://www.guyanamarineconservation.org/BMP-Birds-Report-Final.pdf


Pressemitteilung der Guyana Marine Conservation Society vom 08.06.2022 (Quelle Guyana Department of Public Information):
Guyana Marine Conservation Society launches five-year strategic plan
https://dpi.gov.gy/guyana-marine-conservation-society-launches-five-year-strategic-plan/

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Quelle:
ARA Magazin 27-2021/22
Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz e.V.
August Bebel Str. 16-18, 33602 Bielefeld
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 10. Juni 2022

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