Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e. V. - 26.09.2022
Elektroautos - heute mit guter Klimabilanz, morgen nachhaltig?
Elektroautos sind eine Möglichkeit, CO²-Emissionen im Personenverkehr zu reduzieren. Aber sind batteriebetriebene Fahrzeuge auch nachhaltig? VHB expert Karsten Kieckhäfer, Professor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Produktion und Logistik, an der FernUniversität in Hagen stellt drei Thesen zu den Herausforderungen in der Elektromobilität auf.
Elektroautos
spielen eine Hauptrolle für den Klimaschutz im PKW-Verkehr
10 Jahre - so alt waren laut Kraftfahrtbundesamt im Durchschnitt die
zum Stichtag 1. Januar 2022 in Deutschland zugelassenen Pkw. Viele der
heute verkauften Neuwagen mit Verbrennungsmotor stoßen somit sehr
wahrscheinlich auch noch im Jahr 2035 Treibhausgase aus - deutlich zu
lang, um dem Klimawandel entschieden entgegenzuwirken. Dass
Elektroautos tatsächlich besser abschneiden, wurde in der
Vergangenheit immer wieder angezweifelt. Doch die Studienlage ist
eindeutig: Verglichen mit anderen Antriebstechnologien besitzen
Elektroautos bereits heute über den gesamten Lebenszyklus die beste
Klimabilanz.
Herausforderungen: nachhaltige und resiliente Lieferketten für
Rohstoffe und Batteriezellen
Aus Nachhaltigkeitsperspektive liegen die Herausforderungen von
Elektroautos in der Produktionsphase. Gründe hierfür sind der erhöhte
Bedarf an Metallen und Energie bei der Herstellung der Batteriezellen
sowie die globalen Lieferketten der Batteriesysteme. Sie führen
gegenüber konventionellen Fahrzeugen zu einem größeren ökologischen
Fußabdruck in der Herstellung und zu sozialen Problemen, wie z. B.
einem erhöhten Risiko für Kinderarbeit. Aus ökonomischer Perspektive
ist eine starke Abhängigkeit von wenigen Ländern festzustellen, in
denen wichtige Rohstoffe (z. B. Kobalt und Lithium) gewonnen und
weiterverarbeitet werden. Gleiches gilt für die Produktion der
Batteriezellen. Verbunden mit einer zunehmenden Verknappung des
Angebots führt diese Länderkonzentration derzeit zu starken
Preissteigerungen. Um die Lieferketten gleichermaßen nach-haltig und
resilient zu gestalten, kommt der Identifikation, Auswahl und
Entwicklung geeigneter Bezugsquellen und - wo immer möglich - dem
Aufbau eigener Produktionskapazitäten eine herausragende Bedeutung zu.
... sowie Materialsubstitution und Recycling
Lithium-Ionen-Batterien unterscheiden sich je nach
Materialzusammensetzung. Schon aus ökonomischen Gründen werden Metalle
wie Kobalt von den Automobil- und Zellherstellern häufiger durch
andere Materialien ersetzt. Dies hat in der Regel auch positive
ökologische und soziale Effekte. Weitere Vorteile können durch ein
Recycling der Altbatterien erzielt werden. Hier werden die
regulatorischen Anforderungen in der EU in Zukunft deutlich steigen:
u. a. sollen spezifische Verwertungsquoten für Kobalt, Nickel, Lithium
und Kupfer sowie Mindesteinsatzmengen von Kobalt-, Nickel- und Lithium-
Rezyklaten vorgegeben werden. Klar ist aber auch: Im Markthochlauf der
Elektrofahrzeuge können Rezyklate nur in sehr begrenztem Maße
Primärrohstoffe ersetzen. Erst einmal muss eine ausreichende Menge an
Altbatterien zum Recyclen zur Verfügung stehen. Hiervon hängt im
Wesentlichen auch die Wirtschaftlichkeit des Recyclings ab.
Originalpublikation:
https://s.gwdg.de/Vcc1kU
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Verband der Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer für
Betriebswirtschaft e. V. - 26.09.2022
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 4. Oktober 2022
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