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AKTION/740: Umweltverbände eröffnen Büros in bedrohtem Dorf Lützerath (Alle Dörfer bleiben)


Alle Dörfer bleiben - Pressemitteilung, 03.11.2022

Braunkohle: Umweltverbände eröffnen Büros in bedrohtem Dorf Lützerath


Erkelenz. Heute haben mehrere Umweltverbände und Organisationen der Zivilgesellschaft Außenstellen ihrer Büros im Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler eröffnet. Der Kohlekonzern RWE will Lützerath abreißen, um die Kohle darunter zu verbrennen. Um 10 Uhr morgens bezogen Vertreter*innen der Verbände gemeinsam ihre neuen Räumlichkeiten im Hof von Eckardt Heukamp, der bis vor Kurzem noch erfolglos gegen seine Enteignung für den Tagebau geklagt hatte. Die Verbände setzen mit der Aktion zivilen Ungehorsams ein Zeichen für den Erhalt des Dorfes und gegen die Energiepolitik der Landesregierung NRW. An der Aktion sind insgesamt 11 Gruppen und Verbände beteiligt, unter anderem der Diözesanrat Aachen, Campact, Alle Dörfer Bleiben, das Umweltinstitut München und die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt.

"Durch die Verlegung unseres Büros sagen wir klar: Lützerath ist ein Herzstück der Klimabewegung und die Zerstörung des Dorfes ist nicht ohne unseren Widerstand zu haben!" erklärt Michael Schwarz für das Bündnis Alle Dörfer Bleiben.

Da das Gebäude offiziell bereits im Eigentum von RWE ist, handelt es sich bei der Eröffnung der Büros um einen Akt des zivilen Ungehorsams. Die NRW-Wirtschaftsministerin Neubaur und Bundeswirtschaftsminister Habeck (beide Grüne) hatten Anfang Oktober mit RWE vereinbart, dass das umkämpfte Lützerath für den Tagebau Garzweiler II weichen muss und der Kohleausstieg in NRW auf 2030 vorgezogen wird. Die Bundesregierung hat gestern im Kabinett die Umsetzung dieser Vereinbarung beschlossen. RWE will Lützerath nun diesen Winter abreißen lassen. Die an der Büro-Verlegung beteiligten Verbände kritisieren, dass durch die Verfeuerung der unter Lützerath liegenden Kohle Deutschlands Beitrag zur Einhaltung der 1,5°-Grenze unerreichbar wird.

Christoph Bautz, Geschäftsführer von Campact: "Der Beschluss eines beschleunigten Kohleausstiegs des Kabinetts kommt einem trojanischen Pferd gleich. Von außen betrachtet stellt sich RWE nun auch hinter das Ausstiegsdatum 2030. Schaut man jedoch in die Details der Vereinbarung, soll die jährliche Kohleverbrennung sogar bis dahin gesteigert werden. Eine Farce für den Klimaschutz. Was wir für einen wirksamen Kampf gegen den Klimawandel aber dringend benötigen, ist ein echter Kohleausstieg - ohne Hintertür. Dafür streiten wir in Lützerath."

Lützerath wird derzeit von über 100 Klimaaktivist*innen bewohnt. Für den Fall eines Räumungsversuches haben über 10.000 Menschen öffentlich angekündigt, sich schützend vor das Dorf zu stellen - unter ihnen die grüne Bundestagsabgeordnete Kathrin Henneberger und die bekannte Klima-Aktivistin Luisa Neubauer. Für den 12.11. um 12 Uhr laden zahlreiche Gruppen zu einer großen Demonstration nach Lützerath ein. Vor Ort gibt es zudem jeden Sonntag um 12 Uhr Dorfspaziergänge, bei denen Interessierte sich über den Konflikt informieren können - eine Anmeldung ist nicht nötig.

Beteiligte Organisationen:
Am Boden bleiben, Attac Köln, .ausgestrahlt, Campact, Diözesanrat Aachen, Fossil Exit Forschungsgruppe, GasExit, Kirchen im Dorf lassen, Power-Shift, Sand im Getriebe, Umweltinstitut München

Weitere Informationen:
Informationen zu der am 12.11. in Lützerath geplanten Demonstration
https://www.bund-nrw.de/termine/detail/event/luetzerath-schuetzen-braunkohlenbagger-stoppen/

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Quelle:
Alle Dörfer bleiben
Pressemitteilung, 03.11.2022
E-Mail: info@alle-doerfer-bleiben.de
Internet: www.alle-doerfer-bleiben.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 4. November 2022

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