Bundesamt für Naturschutz - Pressemitteilung, 28.11.2022
Aktuelle Wolfszahlen: Bundesweit 161 Rudel bestätigt
Im Monitoringjahr 2021/2022 gab es in Deutschland 161 Wolfsrudel. Das geht aus den Erhebungen der Bundesländer hervor, die hierfür mehr als 30.000 Hin- und Nachweise ausgewertet haben. Die amtlich bestätigten deutschen Wolfszahlen haben das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in Abstimmung mit den Ländern veröffentlicht.
Das Wolfsvorkommen konzentriert sich wie in den Vorjahren auf das Gebiet von Sachsen in nordwestlicher Richtung über Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern nach Niedersachsen. Weitere Wolfsterritorien wurden in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen nachgewiesen. Die meisten Wolfsrudel lebten im Wolfsjahr 2021/2022 (1. Mai 2021 bis zum 30. April 2022) in Brandenburg (47), gefolgt von Niedersachsen (34) und Sachsen (31). In Hessen konnten erstmals offiziell drei Welpen nachgewiesen werden.
Neben den 161 Rudeln sind zusätzlich 43 Wolfspaare sowie 21 sesshafte Einzelwölfe für das Monitoringjahr 2021/2022 bestätigt. Im vorhergehenden Monitoringjahr 2020/2021 wurden 158 Rudel, 35 Paare und 22 Einzelwölfe nachgewiesen (aktualisierter Stand vom 25.11.2022). Für den langfristigen Erhalt des Wolfes in Deutschland sind vor allem die erwachsenen, fortpflanzungsfähigen Individuen in den Wolfsterritorien maßgeblich. Daher konzentrieren sich die Bundesländer im Rahmen ihres Wolfsmonitorings auf die Erhebung der Anzahl der Wolfsfamilien (Rudel) und Wolfspaare. Dabei fallen auch zusätzliche Informationen an, unter anderem Daten zu den in den Territorien nachgewiesenen Individuen. Im abgeschlossenen Monitoringjahr wurden in den bestätigten Wolfsterritorien insgesamt 1175 Wolfsindividuen nachgewiesen: 423 adulte Wölfe, 550 Welpen (Wölfe im 1. Lebensjahr) und 98 Jährlinge (Wölfe im 2. Lebensjahr). Bei 57 Individuen war nicht eindeutig zu ermitteln, ob es sich um adulte Wölfe oder Jährlinge gehandelt hat; bei 7 Individuen war nicht sicher, ob sie Jährlinge oder Welpen waren. Bei weiteren 40 Individuen konnte das Alter nicht bestimmt werden. Hierbei handelt es sich nicht um Abschätzungen oder Hochrechnungen, sondern die Informationen basieren auf von Expertinnen und Experten nach einheitlichen Standards überprüften robusten Datensätzen.
BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: "Die heute veröffentlichten Daten der Bundesländer zu Territorien und Individuen bilden die wissenschaftliche Grundlage für unsere Berichtspflichten zur Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und auch für die Managemententscheidungen der Bundesländer. Es handelt sich dabei um Erkenntnisse, die mit zehntausenden Datensätzen und nach einheitlichem wissenschaftlichem Standard gewonnen wurden. Dazu zählen Kamerafallenbilder, Genetiknachweise und weitere überprüfte Hin- und Nachweise."
Die Anzahl aufgefundener toter Wölfe (Totfunde) im Monitoringjahr 2021/2022 lag bei 148 Tieren, davon sind 102 durch Verkehrsunfälle gestorben. Bei 18 Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, 13 Wölfe wurden illegal getötet, bei 8 Wölfen war die Todesursache nicht zu ermitteln, 2 Wölfe wurden im Rahmen von Managementmaßnahmen entnommen und 5 Wölfe werden noch auf die Todesursache hin untersucht.
Da die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland die Bundes- und Landesbehörden vor Aufgaben stellt, die einer bundesweiten Koordination bedürfen, wurde die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) auf Bitte der Länder durch die Bundesregierung eingerichtet und nach Aufforderung des Bundestags verstetigt. Mit der finanziellen Förderung des Betriebs der DBBW durch das Bundesumweltministerium und der fachlichen Betreuung durch das Bundesamt für Naturschutz kann die DBBW Naturschutzbehörden von Bund und Ländern bei allen Fragen zum Thema Wolf beraten und stellt Informationen für die allgemeine Öffentlichkeit über die Website www.dbb-wolf.de bereit. Getragen wird die DBBW von einem Konsortium aus mehreren wissenschaftlichen Institutionen: Unter Führung der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung arbeiten darin das Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz, das LUPUS Institut für Wolfsmonitoring und -forschung in Deutschland, das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung Berlin (IZW) und das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, Standort Gelnhausen.
Die Daten, die das Bundesamt für Naturschutz jährlich im Herbst
veröffentlicht, werden von den Bundesländern nach einheitlichen Standards
jeweils für ein Monitoringjahr erhoben. Dieses erstreckt sich vom 1. Mai
bis zum 30. April des darauffolgenden Jahres und deckt sich zeitlich mit
einem biologischen "Wolfsjahr", von der Geburt der Welpen bis zum Ende des
ersten Lebensjahres. Wölfe im 1. Lebensjahr sind Welpen, im 2. Lebensjahr
Jährlinge und danach adulte Wölfe. Grundlage des Wolfsmonitorings sind
eindeutige Wolfsnachweise, wie etwa durch Lebendfang, genetische Nachweise
(auch aus Kotproben) oder Fotos. Auch bestätigte Hinweise, etwa von einer
erfahrenen Person überprüfte Spuren, werden für das Monitoring
herangezogen. Die Bundesländer konzentrieren sich im Wolfsmonitoring auf
die jährliche Erhebung des Vorkommensgebiets und der Anzahl der
Wolfsterritorien sowie von Reproduktionsnachweisen. Im Monitoring fallen
jedoch auch zusätzliche Informationen an, unter anderem Daten zu den in den
Territorien mindestens nachgewiesenen Individuen im jeweiligen
Monitoringjahr. Die Erhebungen der Individuenzahl liegt jedoch nicht im
primären Fokus des Wolfsmonitorings, daher werden diese Daten nicht
systematisch und standardisiert durch die Bundesländer erhoben. Die Anzahl
der in einem Rudel (Wolfsfamilie) lebenden Individuen ist durch Geburt, Tod
und Abwanderung von Jungtieren ständigen Schwankungen unterworfen. Zudem
ist die Anzahl der nachgewiesenen Individuen von der Intensität des
Monitorings abhängig. Die von den Bundesländern erhobenen Daten werden
anschließend überprüft und durch das BfN und die DBBW bundesweit im Rahmen
des Treffens der im Monitoring erfahrenen Personen von Bund und Ländern
zusammengeführt. Die Zuständigkeit für das Wolfsmonitoring und -management
liegt bei den Ländern. Das BfN unterstützt die Länder mit fachlichen
Hilfestellungen und wissenschaftlichen Informationen.
Häufig gefragt: Wolf
https://www.bfn.de/haeufig-gefragt-wolf
Daten und Fakten zum Wolf
https://www.bfn.de/hintergrundinformationen
Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Wolf
https://www.dbb-wolf.de/
Management von Großraubtieren
https://www.bfn.de/grossraubtiere
Monitoring von Großraubtieren
https://www.bfn.de/monitoring-grossraubtiere
weiterführender Inhalt
BfN Schriften 556 - Habitatmodellierung und Abschätzung der potenziellen
Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland
Stephanie Kramer-Schadt, Moritz Wenzler, Pierre Gras und Felix Knauer
BfN-Schriften 2020
Diese Analyse liegt mit der Studie "Habitatmodellierung und Abschätzung der
potenziellen Anzahl von Wolfsterritorien in Deutschland" in diesem Band der
BfN-Skripten vor. Sie untersucht die derzeit von Wölfen in Deutschland
besiedelten Habitate und deren Eigenschaften, um daraus abzuleiten, welche
Gebiete in Deutschland potenziell für Wölfe geeignet sind.
Skript556 (PDF, 3.68 MB)
https://www.bfn.de/sites/default/files/BfN/service/Dokumente/skripten/skript556.pdf
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Quelle:
BfN-Pressemitteilung, 28.11.2022
https://www.bfn.de/pressemitteilungen/aktuelle-wolfszahlen-bundesweit-161-rudel-bestaetigt
Bundesamt für Naturschutz
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 29. November 2022
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