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SCHACH-SPHINX/07348: Ausflüchte der modernen Zeit (SB)


Schachcafés gehören einer verlorenen Vergangenheit an. Man erinnert sich noch an sie in zahlreichen Anekdoten, aber mit der heutigen Wirklichkeit haben sie nichts mehr gemein. Und dies, obwohl heute mehr gespielt wird als je zuvor, nur geschieht dies auf kalten Schachplattformen. Die Distanz zum anderen Menschen ist ungleich größer geworden. Die Geselligkeit wird durch einen Mausklick ersetzt. Es ist eine Farce und billige Lüge zu behaupten, die Plattformen hätten die Cafés sogar zurückgebracht, dass darüber neben flüchtigen Begegnungen auch tiefe Freundschaften entstünden. Die Werbeformel lautet: Niemand bleibt im Internet allein, stets findet sich ein Partner zum Spiel. Als wäre dies etwas anderes als die entufernde Verfügbarkeit, die den Menschen auf ein Symbol reduziert. Lachhaft wird die Behauptung, dass Chatforen eine egalitäre Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs ermöglichen würden, ganz wie es den Idealen der Aufklärung entspräche. Die Entfernungen wachsen und sind mit den klassischen Konzepten der Nähe nicht mehr zu kompensieren. Im heutigen Rätsel der Sphinx waren die Irrtümer noch menschlich greifbar, als Kloza mit seinem letzten Zug 1...Lf8-c5? darauf hoffte, den weißen Läufer auf d4 in Fesseln zu setzen, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07348: Ausflüchte der modernen Zeit (SB)

Miszto - Kloza
Polen 1955

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Tschajenkow fand den Zug 1.Tb3-a3!!, wohl wissend, dass der schwarze Springer den Turm wegen 1...Sc4xa3 2.Te1-f1! nicht schlagen durfte. Die Drohungen gegen den schwarzen König wären dann nicht mehr zu parieren. Also zog Schwarz 1...Da2-b1, aber die Hoffnung währte nur kurz, als er durch 2.Ta3xa7! ein zweites Mal überrascht wurde, denn nun war 2...Ta8xa7?? wegen 3.Te1-e8# nicht spielbar. Doch auf die Antwort 2...Ta8-f8 folgte der dritte Schreck mit 3.Ta7-f7! Tf8-d8 4.Te1-f1! Schwarz spielte noch 4...Lh6-f4 5.Df5xf4 h7-h6 6.Df4-c7 Db1xc2 7.Tf7xg7+!, ehe er seinen König umlegte.

26. September 2022

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 177 vom 1. Oktober 2022


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