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SCHACH-SPHINX/07341: Fragen nach Wirklichkeit und Schein (SB)


Ein älterer Herr mit Namen Grünspan sitzt in einem Kaffeehaus für sich allein an einem Tisch. Als er den Blick hebt, sieht er auf dem Glas eines großen Spiegels ihm gegenüber zwei Männer Schach miteinander spielen. Der eine trägt einen langen weißen Bart und scheint seinen nächsten Zug zu überdecken, während das Gesicht des anderen nicht zu erkennen ist. Er sitzt mit dem Rücken zu Grünspan. Als er sich im Raum umschaut, kann er die Schachspieler nirgends finden. Nur im Spiegel scheinen sie wie festgefroren in der Zeit zu verharren. Der Alte mit dem Bart grübelt und grübelt, aber regt sich nicht. Das Spiegelbild mit der seltsamen Szene, so kommt es Grünspan vor, muß aus der Vergangenheit stammen, muß sich magisch ins Glas eingebrannt und die Zeiten überdauert haben. Grünspan fragt sich, wer wohl der andere Mann ist, dessen Rücken und Hinterkopf er nur sehen kann. Irgendetwas Vertrautes geht von ihm aus, und die Frage brennt sich plötzlich in seine Gedanken ein: Welches Bild ist wirklich, das im Spiegel über der Theke oder das Bild in meinem Bewußtsein mit mir an dem einsamen Tisch? Mit ganz anderen Fragen nach Wirklichkeit und Schein kämpfte im heutigen Rätsel der Sphinx Portisch, der den weißen Läufer auf c4 in eine doppelte Drohung genommen hatte, doch als sein Kontrahent Stein die Hand nach vorne schob, lag auf seiner Miene das Lächeln eines Mattangriffs, Wanderer.



SCHACH-SPHINX/07341: Fragen nach Wirklichkeit und Schein (SB)

Stein - Portisch
Stockholm 1962

Auflösung des letzten Sphinx-Rätsels:
Die Drohung Se5-g4+ hatte noch nicht genügend Kraft, deswegen mußte Cabral zunächst mit dem Lenkungszug 1...Lc5-g1+!! der weißen Dame die Möglichkeit zu Df1-h3 nehmen. Danach erfolgte das Matt planmäßig: 2.Df1xg1 Se5-g4+ 3.h3xg4 Df4-h6+ 4.Lg3-h4 Dh6xh4#

17. Mai 2022

veröffentlicht in der Schattenblick-Druckausgabe Nr. 174 vom 21. April 2022


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