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STELLUNGNAHME/145: NaturFreunde begrüßen breiten Sozialprotest (NaturFreunde)


NaturFreunde Deutschlands - Pressemitteilung vom 24. Oktober 2022

NaturFreunde begrüßen breiten Sozialprotest

Warnung vor der Gefahr einer Verankerung der nationalistischen Rechten in der verunsicherten Mitte


Berlin, 24. Oktober 2022 - Zu den "Solidarischer Herbst"-Demonstrationen am Samstag erklären Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands, und Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde:

Vor dem Hintergrund der multiplen Krisen droht Deutschland eine tiefe Spaltung der Gesellschaft. Die Antwort kann nur eine sozial-ökologische Gestaltung der Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft sein. Wir erleben das gefährlichste Jahrzehnt seit sechzig Jahren. Es muss alles getan werden, damit es nicht ähnlich dramatisch wird. Die Welt spielt mit dem Krieg in der Ukraine "Russisch Roulette". Wenn nicht endlich soziale und ökologische Themen ins Zentrum rücken und wenn sich Europa nicht endlich für Frieden in der Ukraine einsetzt, wird eine Spirale des Niedergangs möglich.

Die NaturFreunde Deutschlands begrüßen deshalb, dass sich ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Sozialverbänden und Umweltverbänden zusammengefunden hat, um gemeinsam unter dem Motto "Solidarischer Herbst" zu demonstrieren. Mit den Demonstrationen hat das Bündnis eine erste Aktion organisiert, die in den nächsten Wochen und Monaten verstärkt werden muss. Unser Land braucht ein soziales und demokratisches Gesicht, das den nationalistischen Tendenzen entschieden entgegentritt.

Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass es die vielen unterschiedlichen Demonstrationsaufrufe nicht schaffen, Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten zu stellen. Damit wächst die Gefahr einer Zerfaserung der sozialen und ökologischen Proteste. Das darf nicht sein. Die NaturFreunde Deutschlands bedauern, dass der Zulauf zu den Demonstrationen hinter den Erwartungen des Bündnisses zurückgeblieben ist.

Wenn es in den nächsten Monaten nicht gelingt, die sozial-ökologischen Proteste zusammenzuführen, besteht die Gefahr einer Verankerung der nationalistischen Rechten in der verunsicherten Mitte unserer Gesellschaft. Immer mehr Arbeitnehmer, Handwerker, kleine und mittlere Betriebsinhaber und auch viele Angestellte haben berechtigte Ängste vor einem wirtschaftlichen und sozialen Niedergang. Ihnen eine Möglichkeit für Protest und solidarisches Handeln zu geben, muss Ziel einer gemeinsamen politischen Strategie der Sozial- und Umweltorganisationen sowie der Gewerkschaften und kirchlichen Verbände sein.

Die NaturFreunde Deutschlands werden sich weiterhin für gemeinsame Aktionsbündnisse einsetzen, um eine wirksame Kraft gegen die gesellschaftliche Krise und die zunehmenden Aktionen der nationalistischen Rechten zu organisieren. Politische Unterschiede müssen dabei ausgehalten werden. Ziele der gemeinsamen Aktionen müssen die politischen Gemeinsamkeiten, ein antifaschistischer Grundkonsens und die Forderung nach einer schnellen Beendigung der Kriege in Jemen und der Ukraine sein. Nicht die Unterschiede dürfen im Mittelpunkt der Aufrufe stehen, sondern die Gemeinsamkeiten.

Wer vor allem die Unterschiede betont, vertieft eine gesellschaftliche Spaltung der politischen Linken und trägt damit ungewollt zu einer Stärkung der Protest von rechts bei. Die NaturFreunde Deutschlands engagieren sich für starke Demonstrationen der Bündnisse "Solidarischer Herbst", "Genug ist Genug", "Umverteilen" und "Heizung, Brot und Frieden" und setzen sich dafür ein, dass die Bündnisse gemeinsam und nicht nebeneinander arbeiten und zu großen Aktionen und Demonstrationen kommen.

Wir leben in einer Zeit grundlegender Weichenstellungen, in denen die Gefahr besteht, dass Angst und Unsicherheit die Menschen in eine falsche Richtung bewegen. Deshalb gilt es jetzt mehr denn je, den sozialen und demokratischen Kern der Gesellschaft zu stärken.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 24.10.2022
Herausgeber: NaturFreunde Deutschlands
Warschauer Str. 58a/59a, 10243 Berlin
Telefon: 030/29 77 32 60, Fax: 030/29 77 32 80
E-Mail: info@naturfreunde.de
Internet: www.naturfreunde.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 25. Oktober 2022

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